Leserbrief des bayrischen Landesvorsitzenden der LiS, Horst Friedrich

Impfchaos geht weiter

Wer an die Vorhersagen der Regierungen auf Bundes- und Landesebene und ihren nachgeordneten Behörden im letzten Jahr geglaubt hat, für den war ab 27. Dezember die Corona-Pandemie vorbei, zumindest überwunden – theoretisch.

Die Realität sah und sieht leider immer noch völlig anders aus. Am 27. Dezember war das Landratsamt völlig „überrascht“ von der Menge der Anrufe. Ich habe für meine 91jährige Mutter angerufen und wurde da bereits auf den 04. Januar vertröstet, weil kein Impfstoff mehr vorhanden sei. Anmeldungen würden deshalb auch nicht angenommen. Vor diesem Termin kam dann die Information, dass die zugesagten Lieferungen für diese Woche leider ausfallen müssen – überraschenderweise Probleme in der Lieferkette. Dass in der Zwischenzeit rund 1000 Impfdosen wegen falscher Transportbehälter „verfallen“ waren, hat die Freude beträchtlich erhöht.

Am 11. Januar habe ich meine Mutter dann auf der Online-Plattform angemeldet – bis heute Schweigen im Walde zum Impftermin. Die Impfstofflieferungen von Biontech-Pfizer wurden „logischerweise“ Ende Januar um 40 % reduziert, mit der Begründung, das Produktionswerk in Belgien müsse wegen Erhöhung der Produktion umgebaut und damit kurzfristig die Lieferungen reduzieren.  Die Annahme unseres Gesundheitsministers  Jens Spahn, dass die Erhöhung der Impfdosen aus einer Ampulle von fünf auf sechs die Menge erhöhen würde, hat sich als Luftnummer erwiesen. Biontech-Pfizer hat sich zur Lieferung einer bestimmten Impfdosenzahl verpflichtet, nicht zu einer Impfstoffmenge.

Der Impfstoff von Astra-Zeneca wurde in Deutschland  bis zu einem Alter von 65 zugelassen – also nicht für die eigentlich jetzt zu impfenden Personen der Priorität I (über 80jährige) und ist deshalb ausschließlich  für medizinisches  Personal oder gefährdete Personen unter 65 einsetzbar.

Es wundert nicht, dass seit Beginn der Impfaktion in Bayreuth erst ca. 2500 Bürger zweimal geimpft wurden  und damit wahrscheinlich gegen das Virus geschützt sind. Etwa 5500 Bürger haben wenigstens eine Impfung erhalten, die meisten allerdings  in Alten-und Pflegeheimen und als betroffenes medizinisches oder pflegerisches Personal.

Stadt und Landkreis Bayreuth haben ca. 180.000 Einwohner, davon sind ca. 165.000 über 16 Jahre, also impfberechtigt, eingeteilt in drei Prioritätsstufen. Unsere Bundeskanzlerin hat zugesagt, dass alle, die sich impfen lassen wollen, bis Ende des Sommers, das ist der 21. September 2021, ein Impfangebot erhalten sollen. Wahrscheinlich sollten wir den Herbst noch dazu nehmen. Aber ich lasse mich gerne überraschen – vielleicht zur Abwechslung mal positiv.

Horst Friedrich, MdB a.D., Landesvorsitzender Liberale Senioren Bayern